America von T.C. Boyle. Wie dünn ist die Maske unserer Zivilisation? „Zu seiner Beschämung dachte Delaney als erstes an das Auto (war es beschädigt, verbeult, zerkratzt?), dann an die Versicherungsprämie (was würde nun aus seinem Bonus für unfallfreies Fahren werden?) und erst danach, reichlich spät, an das Opfer.“
T.C. Boyle, 1948 in Peekskill (New York) geboren
Zwei Welten, die sich fremder nicht sein könnten: hier América und Cándido, illegale Einwanderer aus Mexiko, dort das Ehepaar Mossbacher – liberale, umwelt- und ernährungsbewußte Angloamerikaner in Los Angeles … Der Zusammenstoß Cándidos mit Delaney Mossbachers wachsgepflegtem Auto ist ein wortwörtlicher: Cándido, auf dem Weg zur Arbeit, rennt Delaney direkt vor die Haube und wird schwer verletzt. Da die Schuldfrage sich nicht klären läßt und der Mexikaner offenbar kein Englisch kann, drückt Delaney ihm eine 20-Dollar-Note in die Hand …
Delaney sieht seine geschützte Welt zunehmend bedroht: Kojoten dringen in das Grundstück ein und töten die kleinen Hunde, dunkelhäutige, verdächtige Gestalten lungern herum, wo er seine Wanderungen macht. Jenseits der eleganten Villensiedlung, tief unten im Topanga Canyon, hausen Cándido und América wie die Tiere. Sie versuchen ihr Glück auf dem illegalen Sklavenmarkt – verfolgt von der Immigrantenpolizei, vom Hunger, von der Verachtung der Weißen, von der Bösartigkeit der eigenen Landsleute.
America erschien 1998 und ist immer noch aktuell. Illegale Einwanderung, Fremdenfeindlichkeit und Umweltzerstörung haben sich auch heute noch nicht überlebt. Boyle zu lesen trägt zu einem besseren Verständnis US-amerikanischer Lebenskultur bei.
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