Menschliches, Allzumenschliches von Friedrich Nietzsche. „Man springt einem Menschen, der ins Wasser fällt, noch einmal so gern nach, wenn Leute zugegen sind, die es nicht wagen.“

Friedrich Nietzsche, (1844-1900), Philologe, Philosoph und wahrscheinlich Deutschlands berühmtester Verrückter

Warum sollte ein ganz normaler Mensch Nietzsche lesen? Weil er viel lesbarer ist als, man immer dachte. Nietzsche schreibt meistens klar und eindeutig. „Jedes Wort ist ein Vorurteil“ („Menschliches, Allzumenschliches“, II, Aphorismus 55). Viele dieser im ersten Moment einfach anmutenden Sätze geben genug Raum zum eigenen Nachdenken. Für ihn ist Philosophie nicht Wissenschaft, sondern Kunst. Die Texte Nietzsches muss man nicht von vorne bis hinten lesen. Nietzsche kann man in aller Ruhe durchblättern und sich begeistern, für die Wortschätze auf die man treffen wird.

Buchinhalt: 1876 beginnt der kranke Friedrich Nietzsche während eines Kuraufenthalts in Sorrent mit den Aufzeichnungen zum ersten Teil seiner Schrift Menschliches, Allzumenschliches (1878-1886), die vor allem dem Gedanken verpflichtet ist, dass alle vermeintlichen Wahrheiten menschlicher Moral, Religion oder Kultur „vielleicht im letzten Grunde falsch“ sein könnten. Diese erschreckende Erkenntnis — „meine einzige Beschäftigung außer meinen ewigen Schmerzen“ — erscheint Nietzsche selbst als Qual. Denn auch „dies einzusehen kann tiefe Schmerzen machen“, heißt es in Menschliches, Allzumenschliches. „Aber danach gibt es einen Trost: solche Schmerzen sind Geburtswehen. In Menschen, welche jener Traurigkeit ‚fähig‘ sind, wird der erste Versuch gemacht, ob die Menschheit aus einer ‚moralischen‘ sich in eine ‚weise Menschheit umwandeln könne'“.

So gipfelt Menschliches, Allzumenschliches, das nun in einer Neuauflage als zweiter Band der verdienstvollen Kritischen Studienausgabe Giorgio Collis und Mazzino Montinaris vorliegt, letztendlich in der Idee, dass eine „Umwertung aller Werte“ nicht nur möglich, sondern auch dringend vonnöten sei. Nietzsche hat diese Forderung nach existentieller Autonomie auch sprachlich experimentell umzusetzen versucht: Deshalb ist Menschliches, Allzumenschliches das erste Werk des Philosophen, in dem er sein offenes, aphoristisches Verfahren konsequent zu Ende denkt. Nicht nur ein Buch für freie Geister also, wie es im Untertitel heisst, sondern auch das Buch eines freien Geistes.

Menschliches, Allzumenschliches I
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