Ein wenig Leben von Hanya Yanagihara. Ein fantastisch erzählter Roman, mit einer soghaften Handlung, die einem erbarmungslose Gewalt aber auch die große Zuneigung der Figuren untereinander spüren lässt.

1974 in Los Angeles geborene Schriftstellerin

Ein Buch, das “dich verrückt machen, verschlingen und von deinem Leben Besitz ergreifen kann”. Das schrieb der New Yorker über Hanya Yanagiharas Roman “Ein wenig Leben”. Doch warum hat dieses Buch eine so außergewöhnliche Wirkung?

“Ein wenig Leben” handelt von der Jahrzehnte währenden Freundschaft zwischen vier Männern. Sie waren Zimmerkameraden am College und sind nach dem Studium nach New York gezogen, um dort ihre beruflichen Karrieren zu beginnen. Der gutaussehende und sanfte Willem Ragnarsson wuchs auf einer Farm in Wyoming in kargen Verhältnissen auf, jetzt kellnert er und träumt von Engagements als Schauspieler. Jean-Baptiste “JB” Marion, der geliebte Sohn von Einwanderern aus Haiti, strebt eine Künstlerkarriere an. Doch vorerst arbeitet er an der Rezeption einer angesagten Kunstzeitschrift und hofft darauf, entdeckt zu werden. Malcolm Irvine stammt aus wohlhabendem Elternhaus und leidet unter den Erwartungen seines Vaters, eines erfolgreichen afroamerikanischen Juristen. Die charismatische Figur im Zentrum des Buches aber ist der brillante Jude St. Francis, von dessen Leben seine Freunde so gut wie nichts wissen – weder davon, wo er herkommt, noch von seiner sexuellen Identität oder von der Geschichte seiner körperlichen Versehrtheit und der Schmerzen, von denen er immer wieder geplagt wird.

Auch für uns als Leser erschließt sich das Geheimnis von Judes Leben nur sehr langsam; irgendwann erfahren wir, dass er als Findelkind bei Mönchen in einem Kloster aufwuchs, doch das ist nur der Anfang einer Geschichte, die so atemberaubend ist, dass man manche Passagen immer wieder lesen möchte und vor anderen zurückschreckt, weil man die Nähe einer schmerzhaften Wahrheit spürt.